In diesem Beitrag nehmen wir die Welt der Sehhilfen unter die Lupe

und vergleichen die bewährten Begleiter des Lesens: Lesehilfe, Lesebrille und Gleitsicht. Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Welt um sich herum mit den Augen eines Experten sehen 😉 In diesem Beitrag erfahren Sie von mir, welche Sehhilfe sich für welchen Bedarf am besten eignet.

Wieso wir überhaupt eine Lesebrille benötigen

Los geht’s erstmal mit einer kurzen Erklärung, wieso wir überhaupt eine Lesehilfe, Lesebrille oder Gleitsicht benötigen. Dafür muss ich mit einem unangenehmen Wort beginnen, dass die meisten nicht unbedingt lesen mögen… das Alter! Ich glaube, ihre Reaktion ist jetzt bestimmt „Wieso müssen Sie jetzt hier dieses blöde Wort nennen?! „. Da ich hier ein ehrlichen, informativen Block für Sie schreiben möchte, führt kein Weg daran vorbei! Aber jetzt zurück zum Thema: unsere Augenlinse ist für die Fokussierung, also die Scharfstellung in allen Entfernungen zuständig. Mit fortschreitendem Alter verliert sie allerdings ihre Elastizität und damit die Fähigkeit, nahe Objekte scharf zu stellen. Dieser natürliche Zellalterungsprozess findet bei uns allen statt, die meisten bemerken diese Änderung mit Anfang/ Mitte 40.

Dieses bemerken sie an folgendem:

  1. Lesen fällt schwerer Arme „werden länger“
  2. Schrift am Smartphone wird größer gestellt

Das Fachwort dafür lautet Presbyopie, umgangssprachlich, Achtung, wieder das Böse A- Wort, Alterssichtigkeit. Da wir diese Veränderung also häufig beim Lesen bemerken, hat sich irgendwann der Begriff der Lesebrille durchgesetzt. Daher erkläre ich als erstes einmal die Funktion und den Einsatzbereich einer Lesebrille.

Basis ist ein ausführlicher Sehtest (dazu erkläre ich bereits etwas im letzten Blog- Beitrag). Mit den ermittelten Werten beider Augenmeist unterschiedlich, häufig Hornhaut-Verkrümmung vorhanden- werden individuell passende Brillengläser mit sehr guten Abbildungseigenschaften hergestellt. Ich übermittle dafür Daten an meinen Brillenglashersteller, die Fertigung dauert ein paar Tage. Ich ermittle den Abstand ihrer Augen und die Höhe in der Sie durch das Brillenglas schauen. Das alles, damit der Punkt des Brillenglases, der am schärfsten abbildet, direkt vor Ihrer Pupille sitzt. Dies garantiert scharfe und entspannte Sicht. Der Augenabstand variiert meistens zwischen 55 bis 70 mm, ist also individuell sehr verschieden. Gemeinsam mit Ihnen suche ich eine Fassung aus: aus hochwertigem, anpassbarem, langlebigem Material. In meiner Werkstatt vor Ort baue ich dann die Gläser passend in die Brillenfassung ein. Die Brillenfassung wird bei der Abholung individuell angepasst sowohl hinter den Ohren, als auch auf der Nase. So sitzt ihre Lesebrille fest und ohne Druck.

Dank der guten Abbildungseigenschaften der Gläser (diese unterliegen strengen Kontrollen) sehen sie scharf, bekommen keine Kopfschmerzen, und es ist langes und entspanntes Lesen möglich. Natürlich auch am Smartphone, an der SmartWatch, bei handwerklichen Tätigkeiten, beim Handarbeiten und und und

Lesehilfe ist NICHT gleich eine Lesebrille

Kommen wir nun zum Thema Lesehilfe; diese ist nicht gleich eine Lesebrille, das muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden! Denn der Lesehilfe fehlt einiges, und das möchte ich Ihnen jetzt erklären. Lesehilfen sind meist äußerst günstig in Drogerien und Supermärkten zu bekommen.

Dabei handelt es sich um ein einfach gefertigtes Massenprodukt aus relativ einfachem Kunststoff. Dieser ist meist nicht an die Kopfform anpassbar und die Gläser sind aus günstigem Kunststoff gegossen und haben oft eine verzerrte Abbildung (das Sehen ist nie ganz gestochen scharf). Die Abstufung der Stärken ist sehr grob und die Werte für rechtes und linkes Auge sind gleich. Die meisten Menschen nehmen aber 0,25 Dioptrien oder sogar 0,12 Dioptrien war! Dies wird bei der Augenprüfung festgestellt. Und nur ein geringer Teil der Menschen hat auf beiden Augen die gleiche Sehstärke. Auch beim Augenabstand wird ein Standardwert für die Massenproduktion verwendet: schaut man in den Bügel, steht dort meistens PD = 62. Alle diese Einschränkungen sorgen dafür, dass Lesehilfen so günstig produziert werden können.

Wieso wird so etwas dann überhaupt angeboten? Es handelt sich dabei um ein absolutes Notfallprodukt, sie hilft Ihnen im Notfall über die Zeit. Haben Sie beispielsweise im Urlaub die Brille vergessen oder Ihre Brille ist defekt, können Sie mit einer Lesehilfe die Zeit bis zur Neufertigung

überbrücken. Lesehilfen sind für den Notfall, nicht mehr und nicht weniger! Sie sind keine günstige Alternative zur Lesebrille! Denn sie unterstützen ihre Augen nicht optimal.

Nicht wenige Fachleute vertreten die Meinung, dass eine dauerhafte Nutzung einer Lesehilfe den Augen eher schadet, als ihnen zu helfen. Wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen, um ein paar Euro zu sparen?

Überlegen Sie einmal genau, wie oft Sie in die Nähe blicken. Wie viel Zeit wir mit dem Blick in die Nähe verbringen, ist uns oft gar nicht bewusst; wenn ich meine Kund*innen frage, erhalte ich oft die Antwort „Ich lese gar nicht viel, vielleicht 1- 2 Stunden am Tag.“ .Dabei wird folgendes häufig übersehen:

  • Der Blick auf die Uhr oder SmartWatch
  • der Blick auf das Smartphone und das Tablet
  • die Zeit am Computer- Arbeitsplatz
  • Handarbeiten und Heimwerken, malen
  • Kochen nach Kochbuch und auch Essen

Gerade bei zeitintensiven Nah- Tätigkeiten ist eine optimale Unterstützung wichtig! Dadurch sind diese Aufgaben für Ihre Augen weniger anstrengend und Sie ermüden nicht so schnell. Da sind angefertigte Brillen ein absoluter Segen!

Gleitsichtbrillen- eine kurze Erklärung

Deshalb jetzt noch ein kleiner Exkurs zur Gleitsichtbrille.

Setzen sie ihre Lesebrille ständig auf und ab? Haben Sie schon eine Fernbrille und wechseln diese mit der Lesebrille ab? Dieser ständige Wechsel kann schnell nerven und die Brille kann schneller verbiegen. Für sie eher unpraktisch, oder? Eine Gleitsichtbrille können Sie auflassen! Diese verfügt über mehrere Bereiche: einen für die Sicht in die Ferne, einen für die mittleren Entfernungen und einen für die Nahentfernung. Dies ist anfangs ungewohnt und eine Eingewöhnung ist völlig normal. Aber es lohnt sich! Je früher die Eingewöhnung, also mit geringerer Nah- Sehstärke, desto leichter fällt sie Ihnen.

Die Wahl der richtigen Brille kann ihre Lebensqualität erheblich verbessern! Deshalb nehme ich mir bei ihrer Beratung ausreichend Zeit, um Ihnen die optimale Lösung für Sie und Ihre Augen anbieten zu können. Denn wir alle sind verschieden und haben unterschiedliche Anforderungen, die mit unterschiedlichen Brillen erfüllt werden können.

Bis bald, und denken Sie dran: Sie haben nur zwei, also behandeln Sie Ihre Augen gut!

Ihre Sabrina Buhl